Elektronik

- Ein Entwicklungsroman -

Aus meinem Elektronischen Leben.

Begonnen hat alles mit so etwa 12 bis 13 Jahren, also Anfang der 70er. Irgendwie hatten meine Eltern mitgekriegt, dass der Junge gerne mit elektrischen Sachen spielt und diese auch mal gerne auseinandernimmt und wieder zusammensetzt. Also schenkten sie mir einen Elektronik Lernbaukasten. Es handelte sich um einen "POLYTRONIK" Kasten, das war nicht ganz billig und trotzdem scheuten meine Eltern diese Ausgabe nicht. Die Experimente liefen natürlich mit Transistoren, die Bauelemente waren auf durchsichtigen Plasteplättchen ( nicht Kunststoff ! ) mit Kontaktröhrchen verbunden. Die Verbindungskabel musste man selber bauen aus feiner Litze und zwei Kontaktfedergabeln mit Isolierhaube.

Da hat man wirklich was lernen können und es gibt nichts schönerers, als mit selbstgebautem Audioempfänger unterm Kopfhörer einem Mittelwellensender zu lauschen.

Da kam natürlich der Wusch nach mehr Radio auf. Außerdem zeigt die Dauerbeschallung durch meine Schwester mit Beatmusik von Radio Luxemburg ( huhu ... das war doch verboten ! ) Wirkung, ich wollte auch so schöne Musik machen. Aber erst mal musste ein Radio her. Mit Transistoren ?.. das ging nicht, die waren für einen Schüler in einem Provinznest nicht beschaffbar. Aber damals hatte ja jeder ein Röhrenradio. Meine Eltern hatten einen tollen Großsuper Marke "Sonata" von Niemann Halle/Saale. Mein Opa hatte auch ein großes Teil von RFT Staßfurt. Solche Teile prägen für später, wenn man von einem "richtigen Radio" spricht.





Die Teile konnte man sich beschaffen, indem man alte Radios auf der nahegelegenen Müllkippe ausschlachtete oder Dachböden von Kumpels durchstöberte. Es gab damals schon viele, die ihre "altmodischen" Röhrenradios wegwarfen. Da kamen aber auch seltsame Teile zum Vorschein, wie ein Nachkriegs-Notradio mit einer AF7 als Audion und einer Endstufe mit einer LS50 ! Dieses eindrucksvolle Teil war aber leider schon kaputt, der Kolben war rundum gerissen, so dass man ihn vom Sockel abheben konnte und das System praktisch vollständig vor Augen hatte. Auch sowas ist sehr lehrreich für den angehenden Bastler. Auf dem eigenen Dachboden fand sich etwas ganz besonderes, aber ich war zu dieser Zeit so dumm und wußte nicht um den Wert dieses Stückes. Es fand sich ein "Sachsenwerk" Zweikreiser mit RE-Röhren Bestückung und zugehörigem Freischwingerlautsprecher. Die Verdrahtung wie vom Rohrleger mit Kupferblechen auf Hartpapierplatten mit Federkontakten für die passiven Bauteile. Das Teil spielte aber nicht mehr, wahrscheinlich eine oder mehrere Röhren defekt, ein Ersatz aus meiner Sicht nicht möglich. So dämmerte das Gerät weiter vor sich hin und fiel schließlich einer Aufräumaktion zum Opfer. Heute ärgert mich das zutiefst, aber das war eigentlich diese Zeit, da kannte man nicht den historischen Wert solcher Dinge und dass diese erhaltenswert für spätere Generationen sind.

Natürlich brauchts nicht nur Bauteile, sondern auch Fachwissen. Damals musste man noch selber lesen, Fachleute kannte ich nicht, also autodidaktisch mit guter Literatur auf den Weg zum Radioexperten gemacht. In der Bibliothek gab es die berühmten Bücher von Martin Selber wie beispielsweise "Mit Spule Draht und Morsetaste". Außerdem konnte ich bei einer Physikoplympiade einen Preis gewinnen, einen Büchergutschein, für den ich immerhin drei Bücher aus der Reihe "Amateurelektronik" kaufen konnte, darunter das legendäre "Radiobastelbuch" von K.H. Schubert. Mit diesem Wissen ausgerüstet, wagte ich mich an mein erstes Projekt, einen Audionempfänger mit der besagten AF7. Und das Ding spielte sogar. Es wurde dazu eigens eine Langdrahtantenne errichtet und eine Erdung verlegt, Teile dafür waren noch aus den Betriebszeiten des "Sachsenwerk" Empfängers vorhanden, sie mußten nur unter abenteuerlichen Bedingungen auf den Dächern von Scheune und Wohnhaus montiert werden. Ich konnte auch reichlich Erfahrung mit hohen Spannungen und heißen Röhrenkolben machen, etwas was man nicht mehr vergisst. Aber wirkliche Gefahr für Leib und Leben bestand zum Glück nie.



Wegen des bereits angesprochenen Interesses für die laute Musik verlagerte sich mein Interesse dann auf den Bau von Verstärkern. In der Band meines Kumpels spielte man einen MV3 für Gitarre und "Weltmeister Claviset". Das fand ich gar nicht so toll, zumal ich da schon einige der großen DDR-Rocker gesehen hatte und die hatten viel kräftigere Teile. Der Besitzer hatte einen defekten ELA Verstärker aus Kölleda, ein seltsames Teil mit Chassis aus Plaste ( und wieder: kein Kunststoff ! ). Aber die darin verwendeten Stahlröhren waren teilweise nicht mehr vorhanden oder defekt. Woher EF12 oder EL12 besorgen ? Für mich als Schüler damals unmöglich, und so wurde das Gerät Spender für Trafos und Drosseln.

Aus solchen alten Teilen wurde also dann ein Verstärker für die Gitarre gebaut. Es war ein SE mit EL34 und EF86 als Treiber. Das war aber einfach nicht laut genug und nicht verzerrt. So wurde kurzerhand eine Transistorvorstufe, die mit der Anodenspannung betrieben wurde vorgesetzt. Das war dann ein mächtig lautes Teil, so laut, dass es die aus alten Radios gewonnenen Lautsprecher nicht lange mitmachten.

Allerdings wurde dann auch die Transistortechnik modern und Röhren waren völlig "out". Allerdings kam erst einmal der Armeedienst dazwischen. Glücklicherweise bedeutete das nicht den Abschied von der Elektronik, denn ich wurde zu einer Nachrichteneinheit als Funker einberufen. So lernte ich die gute russische Militärtechnik kennen, besonders natürlich meine Funkstation, eine Führungsstelle R145 mit Sprachschlüsselausrüstung und den Funkgeräten R130, R111 und R123. Aber auch mit R104, R105 und R107 kannte ich mich aus.

Zur Überbrückung zwischen Schule, Armeezeit und Studium hatte ich einen Job in einer kleinen Elektrofirma, die für andere Firmen Schaltschränke baute. Super Kollegen waren das und ich habe so manches aus der Elektrotechnuk dazugelernt. Besonders bemerkensert war die Marotte des Meisters, elektronische Bauteile am Stromnetz zu "testen". Elkos mussten regelmäßig ihre Wechselspannungsfestigkeit beweisen, aber auch Transistoren: er war der Meinung " Transistoren haben drei Beine, also müssen sie an Drehstrom". Sehr dankbar waren die russischen Typen wie MP20 im topfförmigen Gehäuse - das flog so schön durch die Gegend.

Diese Zeiten waren nur kurz und im Jahre 1979 begann ich mein Studium an der Technischen Hochschule Ilmenau als Elktroingenieur, Fachrichtung Feingerätetechnik. Die jetzige TU hatte schon damals einen exzellenten Ruf und ihre heutige Nachfolgerin hat ihn unter Fachleuten bis heute, leider sehen das unsere Politiker nicht so, keine Uni im Osten ist nach deren Meinung unter die Exzellenten zu zählen, aber an Dummheit kann man leider nichts ändern. Ich hatte jedenfalls eine ganz ausgezeichnete Ausbildung und denke gerne an die schönen Jahre "im Wald" zurück.

Während des Studiums wurde natürlich auch fleißig gebastelt, zumal es genügend andere Verrrückte gab. Damals entstand mein 120 W Transistor Gitarrencombo, eher ein HiFi-Teil und diverse Effektgeräte. Das allerverrrückteste Projekt war jedoch der selbsgebaute monofone Synthesizer. Dazu hatte ich dann auch eine Artikelserie für die Zeitschrift "Funkamateur" verfasst. Von dem Honorar konnte ich mir dann eine HiFi Anlage kaufen, eine Robotron RS 5001, nicht nur der LED Kette zur Senderanzeige wegen ein Supergerät, nein auch der UKW Tuner und der Verstärker waren super und brauchen sich auch heute nicht zu verstecken.


Wird fortgesetzt.....


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